Bürgerinitiative „Sendemastfreies Züsch – Neuhütten“

Vertreter:         Klaus und Sieglinde Lorscheider                                             Züsch, den 29.11.01

Schulstraße 15

54422 Züsch

 

 

 

 

Herrn Pastor Reck

Verwaltungsrat der Katholischen Kirche Züsch

 

 

 

 

Betr.:  Mobilfunksendeanlagen in Züsch

Einladung zur Informationsveranstaltung am Freitag, 04.01.01, 20.00 Uhr in der Mehrzweckhalle Züsch

 

 

Sehr geehrter Herr Pastor Reck,

sehr geehrte Herren des Verwaltungsrates,

 

 

seit November hat sich in Züsch und Neuhütten eine Bürgerinitiative gebildet, die sich dafür einsetzt, dass wegen der nicht abschätzbaren Risiken für die Gesundheit der Menschen keine Mobilfunkantennen in oder in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten errichtet werden dürfen.

 

Es liegt nicht in unserem Sinne, die Mobilfunkgesellschaften und deren Technik generell zu verteufeln, sondern im Konsens mit diesen geeignete Standorte in ausreichendem Abstand zum Dorfbereich zu finden.

 

Nach der Verteilung eines informativen Flugblattes wurde in Züsch und Neuhütten seitens der Bürgerinitiative eine Unterschriftenaktion durchgeführt. Tagelang gingen fleißige Helfer durch die Dörfer, um auf die möglichen Gefahren der Mobilfunkanlagen aufmerksam zu machen.

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass eine überwältigende Anzahl an Bürgerinnen und Bürger hinter der Forderung der Bürgerinitiative steht und dies auch mit Unterschrift bekundete.

 

Beim Mobilfunk werden elektromagnetische Wellen bestimmter Frequenzen in die Umgebung abgestrahlt.

Schon seit längerem warnen viele kritische Wissenschaftler vor den unabsehbaren Folgen für Mensch und Tier durch diese "unsichtbaren und durch die menschlichen Sinnesorgane nicht wahrnehmbaren“ hochfrequenten Wellen. Versuche ergaben, dass hierdurch erhebliche Schäden eintreten können.

 

Die kommerziell orientierten Mobilfunkbetreiber verweisen auf geltende Grenzwerte, die von ihren Anlagen nicht überschritten werden. Garantieren aber diese Grenzwerte wirklich, dass die Strahlen – objektiv gesehen – nicht gesundheitsschädlich sind?

Aufgrund vieler wissenschaftlicher Untersuchungen sind hier ernsthafte Zweifel angebracht, denn der sogenannte "Stand der Technik“ musste schon oft im Nachhinein korrigiert werden.

Nur dann kann es für viele Menschen unserer Gemeinden bereits zu spät sein.

Die Bürgerinnen und Bürger fürchten durch die Dauerbestrahlung durch die Sendeanlagen um ihre Gesundheit und insbesondere die ihrer Kinder, deren Organismus weit sensibler auf Störungen reagiert.

Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Grundschule nur ca. 100 m von dem D2-Sender in der katholischen Kirche und auch nur etwa 400 m vom Sendemast der Firma E-Plus, der sich auf evangelischem Kirchengelände befindet, entfernt ist.

Die Lehrerschaft sowie der Schulelternbeirat sind deswegen in großer Sorge und solidarisieren sich ebenfalls mit den Forderungen der Bürgerinitiative.

 

Zu befürchten ist zudem, dass, dem Beispiel der Kirchen folgend, weitere Privatpersonen sich derartige Antennen gegen Mietpreis aufs Dach stellen lassen.

 

Als die Verträge vor Monaten unterzeichnet wurden, bestand bei den Entscheidungsträgern (Pastor, Pfarrer, Verwaltungsrat, Presbyterium) ein Mangel an bzw. nur einseitige Information. Die Mobilfunkfirmen versicherten mittels Gutachten die Unbedenklichkeit der Anlagen, denen zu diesem Zeitpunkt argumentativ nichts entgegenzusetzen war. So erscheint es hier zunächst auch nicht angebracht, die entsprechenden Gremien zu verurteilen, die aufgrund des Defizits an Information, wohl in gutem Glauben die Verträge unterschrieben haben.

Dass die Kirche Geld benötigt und es auch für gute Zwecke einsetzt, ist verständlich.

Doch die letztendlich geringfügigen Mieteinnahmen (8000,- DM jährlich bei der katholischen und 3000,- jährlich bei der evangelischen Kirche) stehen wohl nicht in Relation zu den möglichen Gefahren. Und wenn auch nur ein Erwachsener oder Kind an den Folgen der Strahlung erkrankt, so kann dies den Preis nicht Wert sein.

 

Gerade die Kirchen haben doch den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Sie sollten sich nicht in den Dienst einer Industrie stellen, die nur ihren eigenen Profit im Auge hat.

Für die Betreiberfirmen ist es billiger einen Standort innerhalb des Dorfes auszuwählen als weiter außerhalb, denn hier entstehen noch Kosten für Turmaufbau und Stromzufuhr.

Im Dorf aber geschieht dies auf Kosten unserer Gesundheit.

 

Bitte nehmen sie die große Besorgnis der hier lebenden Menschen ernst und kündigen die Verträge mit den Mobilfunkbetreibern.

Mit dieser Vorgehensweise würden sie auch nicht alleine stehen.

Im Kirchturm von Langenlonsheim, ebenfalls Bistum Trier, war der Mobilfunksender bereits installiert. Nachdem sich Pfarrer und Verwaltungsrat eingehend über die möglichen Gefahren informiert hatten, kamen sie zur Entscheidung, den Sender wieder abbauen zu lassen. Bis heute ist dieser Sender nicht in Betrieb.

Die katholische Kirche in Bayern lehnt generell die Installation von Antennen in ihren Kirchtürmen ab und auch die evangelische Kirche orientiert sich immer mehr in diese Richtung.

Es wurde uns auch bekannt, dass Seitens des Bistums Trier mittlerweile diesen Verträgen nicht mehr zugestimmt wird.

 

Bislang haben sich im benachbarten Ausland, bundesweit und insbesondere auch in Rheinland-Pfalz ("Mobilfunkinitiative Rheinland-Pfalz“) viele Bürgerinitiativen gebildet, die gegen die zunehmende Errichtung von Mobilfunkantennen in und in der Nähe von Wohngebieten mit erheblichem Widerstand vorgehen.

Die Züscher und Neuhüttener stehen somit nicht allein!

 

Am Freitag, den 04.01.2002, 20.00 Uhr ist in der Mehrzweckhalle in Züsch ein Informationsabend zu dem Thema Mobilfunkanlagen geplant.

Referent ist Herr F. Lohner, Bauing., Bad Kreuznach.

 

Dazu laden wir die Vertreter der Kirchen, Gemeinden, Verbandsgemeinden und Kreisverwaltung, Pressevertreter, Politiker, das Lehrerkollegium und Schulelternbeirat der Grundschule Züsch, Vertreter des Kindergartens in Neuhütten sowie alle Bürgerinnen und Bürger von Züsch, Neuhütten und alle Interessierte herzlich ein.

 

Bis dahin erwarten wir seitens der katholischen Kirche, dass diese im Sinne eines präventiven Gesundheitsschutzes keine weiteren Schritte unternimmt, die Anlage in Betrieb zu setzen, bis der Meinungsbildungsprozess innerhalb der Gemeinden vollständig abgeschlossen ist.

 

Auch die evangelische Kirche fordern wir auf, in Absprache mit der Gemeinde und der Mobilfunkfirma E-Plus, geeignete Messungen von neutraler Seite her zu veranlassen, damit über Alternativstandorte verhandelt und möglichen Gesundheitsschäden noch frühzeitig entgegengewirkt werden kann.

 

Die Bürgerinitiative hat zu dem Thema "Mobilfunksendeanlagen und Gefahren“ umfassende Informationen in einer Infomappe zusammengetragen, die von Interessierten gesichtet werden können. Dabei denken wir natürlich insbesondere an die o. g. Entscheidungsgremien.

Mit diesem Schreiben wird dem Vorsitzenden des jeweiligen Gremiums eine Informationsmappe als Anlage ausgehändigt.

 

Die Bürgerinitiative, die durch die Vielzahl der Züscher und Neuhüttener Bürger getragen wird, appelliert an die Verantwortlichen, dass sich diese nicht mehr länger gegenüber anderen Informationsquellen und unserer Argumentation verschließen und letztendlich zu einer vernünftigen und vom christlichen Geist getragenen Entscheidung im Sinne der Sorgen und Nöte aller hier lebenden Menschen kommen.

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Die Bürgerinitiative "Sendemastfreies Züsch – Neuhütten“

 

 

 

 

Klaus Lorscheider                               Sieglinde Lorscheider

 

 

Anlage:           1 Infomappe der BI „Gefahren durch Mobilfunksendeanlagen“

 

 

 

Weiterer Adressat: Evangelisches Presbyterium Hermeskeil-Züsch

 

In Durchschrift und mit herzlicher Einladung an

Pfarrgemeinderat der Katholischen Kirche Züsch

Bischöfliches Vikariat in Trier

Lehrerkollegium der Grundschule und Schulelternbeirat

Kindergarten und Kindergarten-Zweckverband

Bürgermeister und Gemeinderäte von Züsch und Neuhütten

Verbandbürgermeister und Verbandsgemeinderat in Hermeskeil

Landrat und Kreisverwaltung in Trier

Fraktionsvorsitzende Otmar Rausch (SPD), Engelbert Philipp (CDU), Paul Port (Grüne)

MdB und MdL aller Fraktionen

 

Als Pressemitteilung an den Trierischen Volksfreund, Rund um Hermeskeil

und den Wochenspiegel